Europäern erscheint das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hillary Clinton und Donald Trump völlig unbegreiflich. Wie kann es sein, dass Donald Trump, der durch rassistische und sexistische Äußerungen für einen Eklat nach dem anderen sorgt, selbst noch wenige Tage vor den Wahlen praktisch gleichauf mit seiner Konkurrentin liegt? Aktuelle Umfragen sehen die beiden Kandidaten lediglich um knapp zwei Prozent auseinander.[1] Für die Studierenden der Elite-Universität Yale ist das ein Skandal: Für sie ist die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, die einzige Wahloption. Clinton würde laut einer Umfrage mit gut achtzig Prozentpunkten der „Yale-Stimmen“ in das Weiße Haus einziehen; ihr republikanischer Gegenkandidat Donald Trump dagegen würde mit 4,7 Prozent der Stimmen nur knapp vor den im bundesweiten Vergleich chancenlosen Kandidaten Gary Johnson und Jill Stein (2,49 Prozent und 0,83 Prozent) landen.[2] Natürlich geben dieses Stimmungsbild an der Universität Yale und die Befragung von Studierenden kein repräsentatives Stimmungsbild ab. Dennoch zeichnet der Blick auf den Campus ein interessantes Bild des US-Wahlkampfes – zumal Hillary Clinton als Alumna an der Elite-Universität ein „Heimspiel“ hat.
Sie haben es getan. Sie haben es wirklich getan. Und egal, wie sehr man sich auch zwickt, man wacht trotzdem nicht auf: Die Republikanische Partei hat auf ihrem Parteitag in Cleveland Donald Trump zu ihrem Kandidaten gekürt. Es gibt viele Verlierer, aber der größte ist vielleicht die Kaste der Politik-Analysten. Kein einziger der Stars des politischen Journalismus hat Trumps Aufstieg vorausgesehen. Alle lachten nur, als er damals die Rolltreppe im Trump-Tower herunter(!)fuhr und im Foyer seine Kandidatur ankündigte. Das Lachen ist manchem buchstäblich im Hals stecken geblieben:Dana Milbank, Kolumnist der Washington Post, verspeiste jüngst, tapfer, aber doch angewidert eine Portion kleingehäckselte Zeitung – und das war nur folgerichtig, schließlich hatte er vor nicht einmal einem Jahr geschrieben: „The day Trump clinches the nomination I will eat the page on which this column is printed”.
→ weiter lesenDie gesellschaftliche Polarisierung in den USA nimmt zu. Politisch trennen Demokraten und Republikaner oftmals Welten, doch auch sozialkulturell treiben die Lager auseinander: Republikaner wohnen in anderen Vierteln, interessieren sich für andere Sportarten und kaufen andere Autos und Limonaden als Demokraten. Dies verändert nicht nur die sozialen Identitäten in den jeweilgen Lagern, sondern verschiebt auch die Bedingungen für Wahlen und Politik. Lilliana Mason, Professorin an der University of Maryland, erklärt im Interview mit Dr. Torben Lütjen die Entwicklung und Ursachen dieser Entwicklung und die Folgen für den laufenden US-Wahlkampf. Mason hat am 02.06.2016 den dritten Vortrag in unserer Veranstaltungsreihe zu den US-Wahlen 2016 gehalten, im Video fasst sie ihre Forschungsergebnisse knapp zusammen.
Video: Robert Müller-Stahl, Christoph Hoeft und Alex Hensel
→ weiter lesenDonald Trump steht für eine neue Art von Konservatismus, dennoch ist er ein Konservativer: Auf diese Weise ordnet David W. Farber, Professor für Geschichtswissenschaft an der Universität Kansas, das durchaus ungewöhnliche politische Profil des voraussichtlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten ein. Im Video-Interview skizziert er die längerfristigen Entwicklungen des amerikanischen Konservatismus und erklärt, wie Trump sich in diese Tradition einfügt. Farber hält heute (19.05.2016, 18 Uhr, Alte Mensa) den zweiten Vortrag in unserer Veranstaltungsreihe zu den US-Wahlen 2016 mit dem Titel „American Conservatism: Fear and Anger in the Making of the Modern Republican Party“.
Video: Robert Müller-Stahl, Christoph Hoeft, Alex Hensel