Der Actionfilmschauspieler Chuck Norris ist vielen aus Filmen wie „Delta Force“ und Serien wie „Walker, Texas Ranger“ ein Begriff. Im Kugelhagel gelingt es dem Actionhelden in bester James-Bond-Manier, die Bösen zu besiegen und für das Gute zu kämpfen. Auch in einem Wahlwerbespot für die israelische Likud-Partei Benjamin Netanjahus ist der Schauspieler zu sehen. Hierin bittet er, für Netanjahu zu stimmen – dieser würde die Sicherheit Israels garantieren und das Land beschützen. Diese Inszenierung bedient ein typisches Klischee und ist auf Netanjahu zugespitzt: Ein permanentes Bedrohungsszenario wie in Israel erfordere Durchsetzungsvermögen, Stärke und Entscheidungsfreudigkeit. Fähigkeiten mithin, die besonders auf ehemalige Militärs zutreffen. Dieses für die israelische Politik typische Phänomen, dass gerade angesehene ehemalige Militärs in wichtige politische Ämter gewählt werden, hat die Parlamentswahl Mitte März einmal mehr bestätigt.
Augustus (63 v.Chr.–14 n.Chr.), dessen Todestag nun 2000 Jahre zurückliegt, war nicht nur der erste Kaiser des Imperium Romanum, sondern mit einer Regierungszeit von über vierzig Jahren auch einer der beständigsten Herrscher der Weltgeschichte. Deshalb ist er häufiges Motiv althistorischer Forschung – Biografien und Darstellungen seiner Zeit füllen inzwischen ein ganzes Bücherregal. Aber Augustus war auch Politiker, ein Staatsmann, der ein Weltreich regierte und eine Herrschaftsordnung begründete, die mehrere Jahrhunderte Bestand hatte – das macht ihn auch für Politologen zu einem interessanten Forschungsgegenstand. An Augustus lassen sich zahlreiche Techniken des Machterwerbs und der Machterhaltung studieren, Qualifikationen, von denen manche für Politiker eines jeden politischen Systems bedeutsam sind, gleich ob in Diktaturen, Monarchien oder Demokratien. Die Antike sollte für die moderne Politikwissenschaft entdeckt werden, sie enthält einen reichhaltigen Fundus politologisch aufschlussreicher Aspekte.
→ weiter lesenEs war heute vor hundert Jahren, am Abend eines langen Arbeitstages, den er wie üblich zunächst zu Hause in seiner Schreibstube im Pariser Vorort Passy, ab Mittag dann im Parlamentsgebäude und anschließend in den Redaktionsräumen der von ihm geleiteten Zeitschrift L‘humanité verbracht hatte und den er – wie ebenfalls nicht ungewöhnlich – mit einem Essen mit Redaktionskollegen im „Café du Croissant“ beenden wollte, als die Schüsse fielen. Das Opfer saß am Tisch mit dem Rücken zum geöffneten Fenster, der Täter, ein 29-jähriges Mitglied der nationalistischen „Liga der jungen Freunde Elsaß-Lothringen“, hatte auf der Straße schon auf ihn gewartet. Er feuerte zwei Schüsse durch das Fenster ab; der erste verfehlte sein Ziel, der zweite traf tödlich. Tatmotiv: Bellizismus. Der Kriegsgegner, der da erschossen wurde, war Jean Jaurès, der parlamentarische Führer der französischen Sozialisten. Doch wer war eigentlich Jean Jaurès? Warum ihm gedenken, den doch mutmaßlich kaum noch jemand kennt, dessen Bedeutung so groß insofern kaum gewesen sein kann?
→ weiter lesen„Er wird fehlen“. So lautete eine vielgebrauchte Pathosformel in den Nachrufen von Parteifreunden, Politikerkollegen, Journalisten und Wissenschaftsvertretern auf den Ende August 2005 mit 66 Jahren verstorbenen ehemaligen Bundesgeschäftsführer der SPD, Peter Glotz. 1939 in der heutigen Tschechischen Republik geboren, war der promovierte Zeitungswissenschaftler sowie kurzzeitige Konrektor der Universität München und Geschäftsführer eines Forschungsinstituts in der Sozialdemokratie ein Solitär, ein Tausendsassa und Grenzgänger zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik; jahrelang galt er als der Parteivordenker vom Dienst schlechthin. Am Donnerstag, dem 6. März, hätte er seinen 75. Geburtstag gefeiert.
→ weiter lesen„Kaiser Bebel“, „Ersatzkaiser“, „Arbeiterkaiser“ – Der sozialdemokratische Arbeiterführer August Bebel, 1840 geboren, war für die ersten Jahrzehnte der deutschen Sozialdemokratie eine entscheidende Gestalt. Mehr noch als Lassalle, Marx oder Engels war er den Massen „der Führer, der Exponent, der Anleiter“, schrieb Robert Michels in einem Nachruf 1913. „Verkörperung der Partei“, „Dolmetscher ihres Denkens und Empfindens“, ihr „Heerführer“, nannte Eduard Bernstein ihn. Und die zahlreichen Schilderungen von überfüllten Versammlungssälen und fast religiöser Ekstase bei seinen unermüdlichen Agitationsreisen unterstreichen dies eindrucksvoll. Anstecknadeln, Bierkrüge, Taschenmesser bis hin zu großen Porträts mit seinem Abbild – Bebel war die Orientierungsfigur für die noch junge Arbeiterbewegung.
→ weiter lesenSobald es mal wieder darum geht, Klasse und Format unseres heutigen Politikpersonals zu bemängeln, gehört sein Name zu einer Reihe von Kontrastfiguren einer vermeintlich besseren, jedenfalls noch ganz anderen Politikelite – die noch zu reden verstand, klar unterscheidbare Programme vertrat und irgendwie wusste, wo es hingegen soll: Franz Josef Strauß. Aber inwiefern trifft dieses pauschale Bild eigentlich zu?
→ weiter lesenVor einigen Monaten noch hatte man den Eindruck, dass die ganze große Karriere des Jürgen Trittin erst noch kommen werde. Er repräsentierte die Partei, nein, er führte die Partei. Und diese Partei schien in schnellen Schritten zu neuen Höhen zu gelangen, vielleicht bald Volkspartei zu werden, die Sozialdemokraten wie in Baden-Württemberg auch national in Bälde zu überholen. Und der unangefochtene Pfadfinder war eben Trittin. Man handelte ihn in der classe politique von Berlin-Mitte raunend zunächst als künftigen Außenminister, dann als Finanzminister der Republik. Der frühere Aktivist des Kommunistischen Bundes als oberster Kassenwart der Nation, Nachfolger von Größen wie Strauß, Schiller, Schmidt, Stoltenberg, Lafontaine oder Schäuble – ein bundesdeutsches Rehabilitierungs- und politisches Integrationsmärchen gleichsam.
Es ist Wahlkampf. Bundestagswahlkampf. Ein langweiliger, wie allerorten zu vernehmen ist. Jedenfalls dürfte es schwerfallen, Argumente und Hinweise zu finden, die von einer leidenschaftlichen, spannenden und bewegenden Auseinandersetzung zeugen. Das ist seltsam, denn eigentlich sind Wahlkämpfe ja gerade außergewöhnliche Situationen der Politik, in denen die Kandidierenden und ihre Parteien in einem großen Kraftakt ihre politischen Muskeln anspannen, unermüdlich Überzeugungsarbeit leisten und um einen guten Wahlausgang kämpfen. Warum aber vermittelt das aktuelle Geschehen so wenig von diesem Ausnahmezustand? Diese Frage ist nicht unerheblich, denn schließlich grübeln schon seit Längerem die Demografie-Institute, auf welchen Tiefstand die Wahlbeteiligung wohl diesmal absinken wird.[1]
→ weiter lesen[kommentiert]: Milena Fritzsche über die Debatte rund um Angela Merkel und die Anpassung an die DDR.
Unter dem bereits Verdacht schürenden Titel „Das erste Leben der Angela M.“[1] wurde im Mai dieses Jahres eine Debatte über das Leben der Kanzlerin im „Land der Brüdern und Schwestern“ angestoßen. Die Autoren fragen: „Wie viel DDR steckt in Angela Merkel?“[2] und werfen ihr vor, mit der Legende von der braven Pastorentochter und emsigen Naturwissenschaftlerin ihre Vergangenheit als aktive Propagandistin im Dienste des Sozialismus zu verbergen.[3] Sie sei nun die Regierungschefin eines Landes, „das sie einst gar nicht wiedervereinigen wollte“.[4]
Politiker haben in der Bevölkerung einen schweren Stand. Sie gelten oftmals als inkompetent, egoistisch oder gar korrupt. Politiker der Vergangenheit gelten im Rückblick dagegen oftmals als standhafte Charakterköpfe. Handelt es sich bei dieser Einschätzung um historische Verklärungen oder hat sich das politische Personal wirklich verändert? Matthias Micus analysiert den Beruf des Politikers gestern und heute.
Video: Severin Caspari und Alex Hensel
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