[nachgefragt]: Matthias Micus über den Zusammenhang zwischen steigender Wahlbeteiligung und dem Antritt der AfD.
Am kommenden Sonntag wählen die Berliner ihr Abgeordnetenhaus. 2011 lag dort die Wahlbeteiligung bei 60,2 Prozent. Das Aufkommen der AfD hat bislang zu einem Rückgang des Nichtwähleranteils geführt. Fraglich ist, ob sich dieser Trend in Berlin fortsetzt.
Torben Schwuchow: In der Vergangenheit ist vermehrt über das Problem niedriger Wahlbeteiligungen in Deutschland gesprochen worden. Nun ist bei den diesjährigen Landtagswahlen die Zahl der Nichtwähler deutlich zurückgegangen. Ist die viel beschworene Zeit der Politik- bzw. Demokratieverdrossenheit damit beendet?
Nichtwähler und zunehmende Wahlverweigerung in Deutschland sind in den letzten Jahren immer deutlicher ins Zentrum des politikwissenschaftlichen Interesses gerückt. Nachdem der Anstieg von Nichtwählern zunächst durchaus positiv konnotiert und als Anzeichen dafür interpretiert worden war, dass sich die großen, polarisierenden Konflikte in unseren Gesellschaften abgeschwächt hätten, haben viele der jüngeren soziologischen Untersuchungen den Zusammenhang zwischen Rückgang der Wahlbeteiligung und gesellschaftlichem Ausschluss bzw. Prekarisierung eindrücklich herausgearbeitet.[1] Verantwortlich für die sinkende Wahlbeteiligung sind aus dieser Perspektive die Erfahrung von gesellschaftlicher Ausgrenzung, Unsicherheit sowie enttäuschte Aufstiegshoffnungen. Eine neue Studie, die das Göttinger Institut für Demokratieforschung gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung im Laufe des Jahres 2015 durchgeführt hat, vertieft und illustriert diese Erklärungsansätze.[2]
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