Vor sechzig Jahren war Konrad Adenauer äußerst ungehalten. So jedenfalls ließe sich die Alternativgeschichte zur „Göttinger Erklärung“, die am 13. April 1957[1] in den westdeutschen Tageszeitungen für Furore sorgte, erzählen. Denn an diesem Tag musste der Bundeskanzler Angst haben, dass ihm – dem politischen Vollprofi – eine Gruppe von Kernphysikern, die sich selbst als unpolitisch gerierten, den Wahlkampf verhageln könnten. Nicht die SPD, nicht investigative Journalisten, auch nicht die hinterlistige DDR-Kolportage, sondern Wissenschaftler. Aber das eigentlich Interessante an dem politischen Manifest ist etwas ganz anderes: Denn die Göttinger Schrift war nicht nur eine Erklärung, sondern zugleich eine Aufklärung wie auch eine Verklärung.
→ weiter lesenWas sind die Stärken und Schwächen von politischen Manifesten? Sind sie als Medium der Elite überhaupt demokratisch? Johanna Klatt und Robert Lorenz im Interview.
Das Ende Oktober 2010 in Frankreich erschiene Buch „Indignez-Vous!“, das dort mittlerweile in mehr als zehn Auflagen erschienen ist, wurde inzwischen auch ins Deutsche übersetzt. Im Ullstein-Verlag erschien es in ähnlicher Aufmachung wie in Frankreich unter dem Titel „Empört euch!“. Im Interview erklärt Robert Lorenz, Mitherausgeber des Buches „Manifeste. Geschichte und Gegenwart des politischen Appells“, welche Charakteristika das Buch zu einem Manifest machen und wie sein Erfolg erklärbar ist. Auf die einleitende und wichtigste Frage des Gesprächs, ob es sich dabei um ein Manifest handele, antwortet er ohne Umschweife mit „ja“.
In dem neu erschienenen Buch „Manifeste. Geschichte und Gegenwart des politischen Appells“ stellen sich die Autoren u.a. Fragen nach dem Entstehen und Funktionieren politischer Manifeste. Sie versuchen herauszufinden warum einige Autoren es vermögen, die Massen zu mobilisieren, während andere nur Randnotizen der Geschichte bleiben. Eine Zusammenfassung der möglichen Antworten auf diese Fragen haben die Herausgeber in folgendem „Rezept für ein politisches Manifest“ zusammengefasst.
→ weiter lesenEs ist die Zeit des Manifestierens, könnte man meinen. Während aktuell die repräsentativen Organe der Demokratie – die Parteien, Parlamente und Politiker – öffentlich eher gering geschätzt werden, steht der Typus des Zivilgesellschaftlers hoch im Kurs. Eine wichtige Unterart seiner Gattung im Bereich der politischen Beteiligung ist: der „Manifestant“.
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