Die Sozialwissenschaften haben – wie alle anderen Bereiche der Forschung – das erklärte Ziel und den gesellschaftlichen Auftrag, die Wirklichkeit in sämtlichen Aspekten zu beobachten, beschreiben und erklären. Dafür bekommen sie zu Recht umfangreiche öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug wird jedoch eine doppelte Erwartung an sie herangetragen: Einerseits soll sozialwissenschaftliche Forschung Expertisen entwickeln, um mit nationalen und internationalen sozialen Herausforderungen besser umgehen zu können. Wissenschaftlerinnen sitzen in Expertenkomissionen und beraten Politik, Wirtschaft und andere gesellschaftliche Akteure. Andererseits sollen die sozialwissenschaftlichen Disziplinen auch noch eine zweite Funktion erfüllen, und zwar die Bildung und Aufklärung. Damit ist nicht primär die Ausbildung der Studierenden an den Universitäten zu neuen Sozialwissenschaftlerinnen gemeint, sondern vielmehr die breite Aufklärung der zivilen Öffentlichkeit. Diese wichtige Rolle wird jedoch leider oft geringgeschätzt oder gar vergessen.
Im Gespräch mit INDES erklärt Joseph Vogl, worin utopische Elemente des Marktes und der Wirtschaftswissenschaft bestehen.
Die aktuelle Ausgabe der INDES ist auf der „Suche nach Utopia“.
Die Universitätsstadt Göttingen wirkte wie ein Magnet auf die großen Köpfe des 20. Jahrhunderts. In dem Band „Göttinger Köpfe“ erzählen gute zwei Dutzend biographische Essays lebendig und anschaulich über all jene Historiker, Naturwissenschaftler, Philosophen, Juristen, Politiker und Aktivisten, die im vergangenen Jahrhundert mit Göttingen verbunden waren und die über ihre genuine wissenschaftliche Leistung hinaus Einfluss auf die politische Kultur unseres Landes nahmen. Franz Walter sucht nach Gemeinsamkeiten in dieser Galerie unterschiedlicher Charaktere.
Technik & Redaktion: Severin Caspari und Christoph Hoeft.
Franz Walter ist Direktor des Göttinger Instituts für Demokratieforschung. Gemeinsam mit Stine Marg ist er Herausgeber der „Göttinger Köpfe und ihr Wirken in die Welt“, kürzlich erschienen bei Vandenhoeck & Ruprecht.
Noch vor wenigen Jahren erzählte es jeder Politologe und politische Leitartikler: In Zeiten der Personalisierung und Fernsehbilder komme es auf Ausstrahlung und Charisma politischer Anführer, nicht auf Konzepte oder Programme politischer Parteien an. Daher reüssierte eben Gerhard Schröder und nicht Rudolf Scharping. Deshalb obsiegte der Talk-Show-Mann Guido Westerwelle über den spröden Wolfgang Gerhard. Die Grünen scharten sich hinter Joschka Fischer. Und darum begeisterten sich etwa die Briten zunächst für Tony Blair statt für John Major, die Amerikaner für Bill Clinton anstelle von Bob Dole. Doch sind die Gesänge über die politischen Helden und Strahlemänner vernehmlich abgeklungen.
→ weiter lesenAls im Januar 1831 die sogenannte Göttinger Revolution ausbrach, war Friedrich Christoph Dahlmann, der spätere Anführer der Göttinger Sieben, einer der wenigen Professoren, die vehement für eine sofortige Niederschlagung des Aufstandes und die strenge Bestrafung seiner Anführer plädierten. Nachdem sich Dahlmann in der Reichshauptstadt Hannover energisch dafür eingesetzt hatte, wurde die von Studierenden und Privatdozenten getragene achttägige Rebellion, in deren Verlauf die „Republik Göttingen“ ausgerufen wurde, mit militärischer Gewalt aufgelöst. Während knapp anderthalb Jahre nach diesen Ereignissen eine große Mehrheit der Abgeordneten in der hannoverschen Ständekammer, der Dahlmann als Deputierter seiner Universität ebenfalls angehörte, für eine Amnestie der zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Aufständischen votierte, sprach sich der Göttinger Politikprofessor gegen eine Begnadigung dieser „beklagenswerth Verirrten“ aus. Der liberale Politiker Dahlmann – das wurde in den Wirrungen des Januar-Aufstandes überdeutlich – war ein Mann vorsichtiger Reformen und ein Gegner der gewaltsamen Revolution.
→ weiter lesenEs wäre auch seine Revolution gewesen. Aber als sich die Bevölkerung in Nordafrika und im Nahen Osten 2011 gegen ihre Unterdrücker erhob, war Mohammed al-Jabri bereits ein Jahr verstorben. Der marokkanische Philosoph wurde vor allem durch sein Hauptwerk „Die Kritik der arabischen Vernunft“[1], das zwischen 1984 und 2001 in insgesamt vier Bänden erschien, zu einem der bedeutendsten Intellektuellen der arabischen Welt. Zwischen Beirut und Casablanca führte die Lektüre seiner Schriften zu hitzigen Diskussionen – vor allem bei der Jugend.[2]
→ weiter lesenIm Sommer des letzten Jahres wurde vom Institut „TNS Forschung“ eine Art Ranking zu den „moralischen Autoritäten“ in Deutschland auf Basis einer repräsentativen Befragung zusammengestellt. Auf den ersten Platz kam – wie sollte es anders sein – Helmut Schmidt. Und auch jetzt ist wieder Schmidt Autorität und Orakel der Nation zugleich, da er Kanzlerkandidaten salbt. Seit Jahren hat Schmidt sich auf jede Zigarette die Aura des letzten Bundeskanzlers der Bundesrepublik gestiftet, der bei allen Widrigkeiten stetig und beharrlich, ohne populistische Neigungen, politische Führung ausübte und jederzeit umsichtig die internationale Dimension politischer Vorgänge strategisch im Auge behielt. Mittlerweile hat sich dieses Schmidt-Bild verblüffend stabil im kollektiven Gedächtnis der Deutschen festgesetzt. Kaum jemand scheint sich merkwürdigerweise daran zu erinnern, wie düster und depressiv die gesellschaftliche Befindlichkeit in den Jahren 1980 bis 1982, in den letzten Jahren der Kanzlerschaft Schmidts, wirklich war.
→ weiter lesenDas Gros der Schriftsteller wie Dichter, das den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg überlebt hatte und nach 1945/49 im Westen Deutschlands zu Hause war, hielt sich anfangs von aktiver Parteipolitik sorgfältig fern. Politische Ideologien hatten, im Gegensatz zu den weltanschaulich überhitzten Weimarer Jahren, kein Renommee mehr bei den Mandarins der frühen bundesdeutschen Gesellschaft. Anfang der 1960er Jahre jedoch mehrte sich unter ihnen der Unmut über die Kanzlerschaft des Alten aus Rhöndorf, häuften sich die kritischen Intellektuellen-Pamphlete über dessen „restaurative Politik“. Und aus dem demonstrativen Abstand zur rheinisch-katholisch dominierten Staatspartei ergab sich sukzessive eine größere Nähe zu den bis dahin politisch notorisch Unterlegenen, zu den Sozialdemokraten mithin.
Soeben erschien die erste Ausgabe von INDES, der neu gegründeten Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, herausgegeben von Franz Walter, im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. Im Video erklärt die INDES-Redaktion ihre Ziele und Ansprüche und gibt einen Einblick in das erste Heft mit dem Titel „Wo sind die Vordenker?“. Ausführliche Informationen sowie die Online-Ausgabe der ersten INDES-Nummer finden sich hier.
→ weiter lesenMusikvideo: Adobe Flash Player (Version 9 oder höher) wird benötigt um dieses Musikvideo abzuspielen. Die aktuellste Version steht hier zum herunterladen bereit. Außerdem muss JavaScript in Ihrem Browser aktiviert sein.