Vor sechzig Jahren war Konrad Adenauer äußerst ungehalten. So jedenfalls ließe sich die Alternativgeschichte zur „Göttinger Erklärung“, die am 13. April 1957[1] in den westdeutschen Tageszeitungen für Furore sorgte, erzählen. Denn an diesem Tag musste der Bundeskanzler Angst haben, dass ihm – dem politischen Vollprofi – eine Gruppe von Kernphysikern, die sich selbst als unpolitisch gerierten, den Wahlkampf verhageln könnten. Nicht die SPD, nicht investigative Journalisten, auch nicht die hinterlistige DDR-Kolportage, sondern Wissenschaftler. Aber das eigentlich Interessante an dem politischen Manifest ist etwas ganz anderes: Denn die Göttinger Schrift war nicht nur eine Erklärung, sondern zugleich eine Aufklärung wie auch eine Verklärung.
→ weiter lesenWas waren das für Liebesaffären, Finanzskandale, Streitereien, welche die Bürger Göttingens über vier Jahrhunderte hinweg in Empörung versetzten? Wer waren die Akteure? Wie verliefen die Skandale? Und wer trieb sie voran? So erzählt das Buch etwa von dem skandalumwitterten Leben des Gottfried August Bürger, den Ausschweifungen des jungen Studenten Otto von Bismarck, den Göttinger Sieben oder der Mescalero-Affäre. Das Buch bietet eine neue, spannende Perspektive auf die Stadt.
→ weiter lesenSelten war die niedersächsische Politik derart präsent in den ausländischen Medien wie vor sechzig Jahren: Ob die französische Tageszeitung Le Monde, die englische Times, die Neue Zürcher Zeitung oder die New York Times – sie und viele weitere Blätter richteten im Mai und Juni 1955 ihren Blick nach Hannover und Göttingen. Was war dort passiert?
→ weiter lesen[analysiert:] Teresa Nentwig über den Tod von Kornelia „Conny“ Wessmann vor 25 Jahren
Göttingen, Weender Landstraße auf der Höhe der Diskothek „Alpenmax“. Ein schlichter Stein mit der Aufschrift „17.11.89. Conny stirbt durch einen Polizeieinsatz bei einer Antifaaktion. Du warst dabei aufzustehen“ steht dort. Direkt daneben eine Metallskulptur, die den Titel „Trauer – Wut – Widerstand“ trägt. Jeden Tag fahren unzählige Autos, Busse und Fahrräder daran vorbei. Was ist damals, an diesem 17. November 1989, genau passiert?
Die neuen Bücher von Daniel Kehlmann und Jakob Augstein, die im Rahmen des 22. Göttinger Literaturherbstes nacheinander im Deutschen Theater vorgestellt wurden, nehmen beide die Finanzkrise von 2008 als Ausgangspunkt. Vor ihrem Hintergrund entwirft Kehlmann seine Romanfiguren in „F“[1] und Augstein entspinnt seine Thesen darüber, „[w]arum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen“[2]. Trotz eines offensichtlichen Protestpotentials in der Gesellschaft, konstatiert Augstein, „stehen wir uns selbst im Weg.“ Ähnlich wie Kehlmanns Protagonisten, die in einer selbst geschaffenen Scheinwelt gefangen sind.
→ weiter lesenAls Werner Conze Göttingen verließ, war er noch längst nicht der Historiker, als der er heute erinnert wird – als Wegbereiter der Sozial- und Begriffsgeschichte, die er anfänglich wesentlich inspirierte. Gleichwohl hatte Conze sein darauf zielendes wissenschaftliches Programm bereits in seinen Göttinger Jahren von 1946 bis 1952 voranbringen wollen. Allein, das historische Seminar der Göttinger Universität, zunächst Conzes Zufluchtsort, wusste diese Neuausrichtung nicht zu würdigen.
→ weiter lesenIm Oktober 2010 bezog das Institut für Demokratieforschung die so genannte Villa Stich, benannt nach dem renommierten Chirugen Rudolf Stich. Trotz diverser Ehrungen (u.a. Bundesverdienstkreuz) lässt sich dessen Leben auch so beschreiben: Förderndes Mitglied der SS, der SA, der NSV und der NSDAP. Ziel des Projektes „Rudolf Stich: Hochschullehrer, Chirurg, Göttinger Bürger und Nationalsozialist“ ist es, die Biographie Stichs zu erforschen.
Video: Severin Caspari und Christoph Hoeft
In diesem Jahr begeht die Georg-August-Universität Göttingen ihr 275-jähriges Jubiläum. Dabei kann sie auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken – auffällig ist vor allem eine bemerkenswerte Häufigkeit von politischen Aktionen ihrer Hochschullehrer. Insbesondere drei Begebenheiten vermitteln den Eindruck, als gebe es eine regelrechte Tradition des Protests und der Courage, als sei der politische Nonkonformismus eine lokale Spezialität der südniedersächsischen Universitätsstadt. Aber was steckt hinter dieser Vermutung?
Theodor Heuss charakterisierte Göttingen einst als „eine kleine Stadt, durch die aber die Ströme der Welt gehen“[1]. Dafür war der experimentelle Physiker James Franck beispielhaft: Er wirkte in der Pionierzeit der Atomphysik, verkehrte mit großen Geistern (Albert Einstein, Niels Bohr, Werner Heisenberg, J. Robert Oppenheimer u.v.a.) und beteiligte sich am Bau der ersten Atombombe. Allein diese Umstände machen ihn, der vor 130 Jahren am 26. August 1882 geboren wurde, auch jenseits des Kreises seiner Schüler und Kollegen zu einer faszinierenden Persönlichkeit.
→ weiter lesen„Klein und öde“[1] erschien Max Born die Stadt am Harzrand, in die es ihn 1904 als jungen Studenten verschlug. Göttingen, das klang für ihn so ähnlich wie Tübingen. Und umso enttäuschter war Born, im Atlas die Stadt im „trüben Norden“[2] nahe Hannover zu finden. Zweifellos war er Anderes, Großstädtisches gewohnt.
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