Nun ist sie also vorbei, die Fußball-Weltmeisterschaft, die Brasilien diesen Sommer in den Fokus der deutschen Massenmedien rückte. Thema war aber nicht nur der Sport, berichtet wurde vielmehr auch wegen drohender Proteste. Massendemonstrationen sind während der WM allerdings weitestgehend ausgeblieben – nicht zuletzt aufgrund des gewaltsamen Vorgehens der Polizei gegen Demonstrierende zu Beginn des Turniers.
Eines vorweg: Für mich, der die Protestwelle in Brasilien aus der Nähe begleitet hat, ist es schwierig, einen neutralen Überblick über die politische Situation im vergangenen Sommer zu geben. Die Massenproteste in Brasilien stellen, soviel ist allerdings sicher, ein historisches Ereignis dar. In ihnen äußert sich eine schier unermessliche Empörung über die politische Situation im Lande: Wut über die allgegenwärtige Korruption und Zorn über den allzu langen „politischen Schlaf“ des Volkes. Dennoch bergen die jüngsten Entwicklungen eine Menge Hoffnung darauf, dass die Brasilianer nie wieder in den schädlichen Schlaf der Ignoranz und des politischen Desinteresses fallen werden.
→ weiter lesenWas waren Ursachen und Formen der Proteste in Brasilien in diesem Jahr? Hierüber diskutierte unser Mitarbeiter Felix Butzlaff auf der Frankfurter Buchmesse 2013 mit Organisatoren und Begleitern der brasilianischen Protestdemonstrationen aus dem Frühjahr 2013.
→ weiter lesenDiesen Sommer erlebte Brasilien völlig überraschend Massendemonstrationen, die sich schnell auf das gesamte Land ausbreiteten und nicht nur Protestforscher vor viele Rätsel stellen. So handelt es sich doch bei Brasilien um ein Land, das seit 2003 von der Arbeiterpartei (PT) regiert wird. Die Partei steht vielen sozialen Bewegungen nahe und hat seitdem sowohl eine Öffnung des Staates hin zur Zivilgesellschaft als auch viele soziale Verbesserungen vorangetrieben. Begleitet wurde dies von einem beachtlichen Wirtschaftswachstum. Zuletzt sah man landesweite Proteste gleichen Ausmaßes vor über zwanzig Jahren, die sich damals, 1992, gegen den damaligen Präsidenten Fernando Collor richteten. Warum also gerade jetzt?