[gastbeitrag]: Franziska Pflüger analysiert das Verhältnis von Armut und Geschlecht[1]
Szene aus „Sterne über uns“. © 2Pilots Filmproduction.
Wie der Soziologe Ulrich Beck richtig erkannte, haben Krisen und (Natur-)Katastrophen neben den nicht zu beschönigenden Folgen zumeist auch das Potential, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen.[2] Sie zeigen, was Gesellschaften im Innersten zusammenhält, wie sie funktionieren oder besser gesagt nicht funktionieren und bringen hervor, was längst auf die politische Tagesordnung gehört. So hat ausgerechnet die Covid-19-Pandemie Debatten rund um die Gleichberechtigung der Geschlechter wieder entfacht. Schlagzeilen wie „Frauen sind besonders getroffen“[3], „Frauen tragen die Hauptlast der Corona-Krise“[4] und „Wie die Corona-Krise uns bei der Gleichberechtigung zurückwirft“[5] durchzogen in der Phase des großen Lockdowns die deutsche Presse- und Medienlandschaft und identifizierten neben Geringverdienenden und prekär Beschäftigten Frauen als die großen Verlierer dieser Zeit. Wenn es darauf ankommt, und das hat die Pandemie gezeigt, sind es noch immer in erster Linie Frauen, die ihr Erwerbsleben und ihre persönlichen Bedürfnisse zugunsten der Familie hintenanstellen und den Großteil der Sorge- und Hausarbeit stemmen.
→ weiter lesen[gastbeitrag]: Hannah Spille über den Kniefall von Warschau und den symbolischen Gehalt geschichtspolitischer Gesten
Willy-Brandt-Denkmal in Warschau © CreativeCommons-Lizenz by-sa-2.0-de
Das Knie zu beugen erfreut sich dieser Tage als Geste des Protestes gegen Rassismus großer Beliebtheit. Doch in Deutschland hat diese symbolträchtige Geste in einem anderen historischen Kontext ikonischen Charakter erlangt.
→ weiter lesen[gastbeitrag]: Johannes Sosada analysiert die Verbindung von Antisemitismus und Verschwörungstheorien in der Corona-Krise
© Photo by Markus Spiske on Unsplash
Das Corona-Virus als jüdischer Versuch die Weltbevölkerung zu minimieren, als eine von Israel gezüchtete Biowaffe oder Juden als millionenschwere Profiteure eines möglichen Impfstoffes – „Krudester Antisemitismus bricht sich Bahn“[1]. Bereits Ende März, zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Corona-Pandemie, warnte Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus vor der Zunahme von Antisemitismus im Zuge der Corona-Krise. Auch das israelische Außenministerium warnte früh vor der Verbreitung judenfeindlicher Verschwörungstheorien: Deutschland belege nach den USA und Frankreich Platz drei der Länder, in denen die meisten antisemitischen Äußerungen zur Corona-Krise im Internet verbreitet würden.[2]
→ weiter lesen[Gastbeitrag]: Philipp Schröder über die Ukraine-Affäre und die Bewertung von präsidialen Regel- und Normverstößen in der amerikanischen Politik.
Donald Trump ist auf Lebenszeit „impeached“! So betonen es jedenfalls die Demokraten um Sprecherin Nancy Pelosi seit dem Ende des formal erfolglosen Amtsenthebungsverfahrens gegen den US-Präsidenten. Nachdem verschiedene Medien in Deutschland und den USA im Laufe seiner erster Amtszeit immer wieder Trumps Watergate heraufbeschworen, blieb dieses jedoch einmal mehr aus. Gemessen an der Schwere der Verfehlung und dem im Weißen Haus vorherrschenden Grad an Korruption erscheint dies aus nicht-amerikanischer Perspektive beinahe verwunderlich. Wie konnte sich Trump also trotz seines Fehlverhaltens in der Ukraine-Affäre der Überwachung des amerikanischen politischen Systems und einer Verurteilung entziehen?
→ weiter lesen[crosspost]: Nicole Morasch über Rapperin und Sprachwissenschaftlerin Reyhan im Gespräch mit Pornowissenschaftlerin Madita Oeming und einen inspirierenden Abend voller Identitätsbrüche und Wortneuschöpfungen
Wie an Kaltwachsstreifen zieht sie an den Schichten ihrer Persona, entblößt Wahrheitsstellen auf nackter Haut, die wehtun und schmerzen – eine Notwendigkeit für Emanzipation und Empowerment, ganz anders als zweifelhafte Ideale von Körperbehaarung. Reyhan Şahin aka Dr. Bitch Ray, bekannt als debattenprovozierende Rapperin, promovierte Sprachwissenschaftlerin und Autorin ist mit ihrem gesellschaftspolitischen Sachbuch Yalla, Feminismus! auf Lesungstour. Am 10. Januar 2020 befüllt und bereichert sie das Göttinger Alte Rathaus mit einem diversen Publikum und ihren Sprechkünsten. Şahin führt anhand ihrer Biografie, ihren Erfahrungen und sozialen Kreisen durch Lebenswelten, die auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen. Eine muslimische Sex-Rapperin mit Doktortitel? Das schreit geradezu nach einer Projektionsfläche für Ängste aller Art.
→ weiter lesen[gastbeitrag]: Maximilian Schnuch über Big Data und die individuelle Selbstpreisgabe von Daten.
Innenansicht des Presidio Modelo, ein Gefängnis in Form eines Panopticon, Quelle: I, Friman, Presidio-modelo2, CC BY-SA 3.0
Vor einigen Jahren gab es einen Trend auf Facebook in Deutschland. UserInnen posteten auf der Plattform das Statement: „Aufgrund der neuen AGBs in Facebook widerspreche ich hiermit der kommerziellen Nutzung meiner persönlichen Daten (Texte, Fotos, persönliche Bilder, persönliche Daten). Die kommerzielle Nutzung bedarf ausdrücklich meiner schriftlichen Zustimmung.“[1] Hätte Mark Zuckerberg davon erfahren, er hätte sich wohl köstlich amüsiert. Facebook erzielte im Jahr 2017 einen Umsatz von 41 Mrd. US-Dollar, und das obwohl Facebook völlig kostenfrei für jedeN NutzerIn zur Verfügung steht. Völlig kostenfrei? „If you are not paying for it, you’re not the customer; you’re the product being sold.“
→ weiter lesen[gastbeitrag]: Mira Boler analysiert die Polarisierung der Twitterdebatte während des Klimastreiks 2019
Plakat beim globalen Klimastreik, 20.9.2019 in Berlin, Foto: Pauline Höhlich
Durch ihre wöchentlichen Demonstrationen und starke Präsenz der Fridays for Future-Bewegung in den Medien erzeugte das Thema Klimawandel in diesem Jahr viel Echo – darunter Zustimmung und Gegenwind.
→ weiter lesen[analysiert]: Sebastian Belitz über Chinas Einfluss auf die westliche Popkultur
Kein Visum für den Bären. Quelle: Loren Javier Meeting Winnie the Puuh, by CC BY-NC-ND 2.0
[gastbeitrag]: Manuel Theophil empfiehlt der SPD die umstrittene Interpretation des demokratischen Sozialismus durch Kevin Kühnert ernst zu nehmen und sich auf älteste Prinzipien zu besinnen
Kevin Kühnert denkt über vermeintliche Grenzen hinaus Foto: Niklas Schröder
Viele Reaktionen auf Kevin Kühnerts Nachdenken über einen demokratischen Sozialismus waren in ihrer Dürftigkeit vorhersehbar. Von „grobe[m] Unfug“[1] war in den eigenen Reihen die Rede (Johannes Kahrs); man solle den Juso-Vorsitzenden am besten gleich aus der Partei ausschließen (Michael Frenzel). Die konservative Seele vieler Unions-Politiker scheint ohnehin aufs Schäumen konditioniert zu sein, wenn eine Idee über das politische Tagesgeschäft hinausreicht.
→ weiter lesen[gastbeitrag]: Michael Freckmann über das ambivalente Verhältnis der FDP zu Fortschritt.
Bild von Kevin Schneider auf Pixabay.
Die FDP prägt ein eigentümliches Verhältnis zu gesellschaftlichem Wandel. Im Bundestagswahlkampf 2017 bezeichnete sich die Partei selbst plakativ als „Fortschrittbeschleuniger“. Daran anknüpfend warnte Parteichef Lindner auf dem Bundesparteitag im April 2019 vor „Pessimismus und Panik“ der anderen Parteien und steht dabei durchaus in der liberalen Tradition: Schon der FDP-Vordenker Ralf Dahrendorf postulierte 1983, die liberalen Wähler dürften vor allem nicht „Verfechter des Status Quo“[1] sein. Und dennoch zeigt sich seit den Anfängen des deutschen Liberalismus bis in die Gegenwart hinein ein deutliches Spannungsverhältnis zwischen Fortschrittsoptimismus und Besitzstandswahrung bei den Liberalen. Dies wird auch in gegenwärtig geführten Debatten um Mobilität, Wohnen und dem Klimawandel deutlich.
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