Christian Werwath: Politik findet in Deutschland bereits jetzt in „Echtzeit“ statt. Verhandlungsergebnisse oder Diskussionsbeiträge gelangen meist schon vor Ende der Verhandlungsrunden in die Öffentlichkeit. So entstehen Vertrauensverluste zwischen den Gesprächspartnern. Die bloße Durchsetzung von strategischen (Macht-)Vorteilen überlagert dann häufig die Suche nach sinnhaften Lösungen.
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Daniela: Johanna, du hast eine politische Biografie über Rita Süssmuth geschrieben. Was ist an dieser Politikerin besonders interessant?
Johanna: Das zeitlos Interessante an ihr ist vielleicht, dass sie als junge Frau und Seiteneinsteigerin in die Politik kam und nach einem rasanten Aufstieg vor innerparteilichen Problemen kapitulieren musste. Zwar hatte sie sich während ihrer Ein- und Aufstiegsphase schnell den parteipolitischen Gegebenheiten angepasst und alle Querelen mitgemacht. Sie war dabei auch sehr geschickt aufgetreten. Doch in ihrem repräsentativen Amt als Bundestagspräsidentin konnte sie irgendwann nur noch über gezielte, provokative Aussagen in den Medien punkten – von außen Politik machen sozusagen. Innerparteilich hatte sie spätestens ab 1989, als der Bremer Putschversuch am Parteivorsitzenden Kohl scheiterte, den festen Boden unter den Füßen verloren.
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