Frei von Hindernissen war die politische Karriere von Nicolas Sarkozy gewiss noch nie. Über eine jahrzehntelange – in Frankreich durchaus unübliche – „Ochsentour“ hatte er sich hochgekämpft bis in das Präsidentenamt. Als sich jedoch vor vier Jahren seine Niederlage gegen François Hollande abzuzeichnen begann, verkündete er, keineswegs an der Politik zu kleben und von nun an ein Leben fernab des politischen Tagesgeschäfts zu führen. Jetzt hat er seine erneute Kandidatur für die Vorwahlen (primaires) der konservativen Republikaner (LR) zu den französischen Präsidentschaftswahlen 2017 bekanntgegeben – am Tiefpunkt seiner Beliebtheitswerte[1] und im Strudel zahlreicher noch ungeklärter Skandale und Gerichtsverfahren.
[analysiert:] Teresa Nentwig über die Neuformierung der französischen Konservativen
Immer wieder ist in Frankreich vom Niedergang der französischen Parteien die Rede, zuletzt am 24. Mai dieses Jahres in der Tageszeitung Le Monde. Auf einer Doppelseite widmete sie sich vor allem der regierenden Sozialistischen Partei und der oppositionellen UMP, die in den letzten Jahren einen erheblichen Mitgliederschwund zu verzeichnen hatten. Mancherorts existiert mangels aktiver Mitglieder kein Parteileben mehr; neue Ideen gehen nicht mehr aus Debatten hervor, sondern werden – wenn überhaupt – von Thinktanks geliefert; das Spitzenpersonal lässt Beiträge, die Mitglieder im Rahmen neuer Beteiligungsinstrumente eingereicht haben, einfach selbstherrlich in der Schublade verschwinden.
Eindrücke vom Gründungsparteitag der Republikaner. Fotos: Teresa Nentwig